Vor fast zwei Jahren habe ich mein Leben reduziert. Reduziert auf eine Tasche, einen großen Rucksack und eine kleinen Koffer. Alles vollgepackt bis zum letzen Eckchen. Das sollte es nun sein: Mein Leben in ein paar Taschen voller Kleider, Schuhe und allem, wovon ich dachte, dass ich es unbedingt mitnehmen müsse. Mitnehmen in mein neues Leben, mehr als 5000 Kilometer entfernt von Freunden und Familie. Entfernt von Luxus und einem und all den Annehmlichkeiten, die einem das Leben in einem mitteleuropäischen Land bietet. Entfernt von Frühling, Sommer, Herbst und Winter, hinein in ein Land, in dem die Sonne fast immer scheint und man das ganze Jahr über in Flip-Flops und Sommerkleidung herum laufen kann. Ghana sollte es sein, seit ich 2007 zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent war, gab es nur Ghana.
Und von dort ging es nun am 4. August mit dem Flieger wieder zurück nach Deutschland, dem Land, in dem ich geboren bin und mehr als 27 Jahre an unterschiedlichen Orten gewohnt habe. Als meine ghanaischen Freunde und Freundinnen erfahren haben, dass ich zurück nach Europe fliege, bekam ich den Titel „borga“. So werden all jene bezeichnet, die nach Übersee gehen (und größtenteils dort bleiben). Andere haben nur verwundert mit dem Kopf geschüttelt, als ich ihnen auf die Frage, wie lange ich denn in Ghana bleiben würde, mitteilte, dass ich es nicht wüsste. Ein paar Jahre bestimmt. Warum? Bist du verrückt? Warum ich letztendlich die Entscheidung getroffen habe, auszuwandern, kann ich, je länger ich nun in dem westafrikanischen Land lebe, immer weniger sagen. Es gefiel mir auch in Deutschland, ich habe Freunde, meine Familie lebt dort, ich lebte in einer schönen Wohnung, hatte einen Job, der mir meistens Spaß machte, ging gerne in Kino oder in eine der Bars der Stadt.
Warum also all das hinter sich lassen? Ich wollte etwas Neues, eine neue Herausforderung… und die habe ich dort gefunden, in Kumasi, der zweit größten Stadt Ghanas. Nur eine Woche nach meiner Ankunft habe ich ohne Einarbeitung in der privaten Vorschule „Little Angels Academy“ begonnen, 5jährigen Lesen, Schreiben, Rechnen beizubringen und gleichzeitig versucht, eine Veränderung des sehr autoritären Erziehungsstils in der Schule zu initiieren. Doch die wirkliche Herausforderung war nicht, Kindern in die großen und kleinen Geheimnisse des Lebens einzuweihen. Nein, der wichtigste Grund, meinen Lebensmittelpunkt nach Ghana zu verlegen, war die Einladung zweier junger Ghanaer mit einem großen Traum: Ein Kinderdorf für Waisen und Straßenkinder zu bauen und damit eine neue Form des Wohnens für elternlose und hilfsbedürftige Kinder in Ghana zu etablieren. Bei meinen vorherigen Besuchen in Ghana habe ich mir selbst ein Bild von der Situation solcher Kinder machen können: 50 bis 100 Kinder leben nicht selten in Heimen fast vollkommen auf sich selbst gestellt. Das Betreuungspersonal ist nicht qualifiziert und nicht selten überfordert mit den kindlichen Bedürfnissen und so stellen sich viele der ghanaischen Kinderheime als Verwahrungsanstalten heraus. Ein Kinderdorf soll es also werden… Und ich habe JA gesagt.
Im Oktober werden es also zwei Jahre, dass ich Douglas und Nana Yaw – so heißen die beiden oben erwähnten jungen Ghanaer – die Hand gereicht habe und sie bei dieser spannenden Herausforderung unterstütze. Alleine wäre es für mich eine Überforderung, denn ich habe weder im Lotto noch bei „Wer wird Millionär?“ gewonnen. Doch mit viel Unterstützung von „Nkwadaa fie – Ein Haus für Kinder in Ghana e.V.“ ist es uns in den vergangenen 22 Monaten gelungen, vier Hektar Land zu kaufen, fünf Häuser und ein Küchengebäude zu bauen, das Gelände teilzuummauern, fünf Fischteiche zu graben, viele hundert Gemüse- und Obstpflanzen zu pflanzen und dafür zu sorgen, dass es immer weiter geht.
Über diese Website berichte ich zwar regelmäßig von den Fortschritten in Old Adwampong, aber ich hatte bis zu meiner Reise zurück nach Deutschland nur eine vage Vorstellung wer unser Projekt alles unterstützt. Das soltle sich ändern, un so habe ich meine Zeit in deutschland u.a. damit verbracht, einen Teil der Menschen kennen zu lernen, die sich mit der Idee von „Nkwadaa fie – Ein Haus für Kinder in Ghana e.V.“ identifizieren, sie weitertragen und unterstützen. Meine Reise führte mich von Nordhorn nach Vordorf bei Braunschweig zurück nach Nordhorn in die Roggenkampschule. Sehr gefreut habe ich mich, bei einem Teil der Reise von Douglas begleitet zu werden. Beeindruckend, wie interessiert Grundschülerinnen und –schüler sind, wenn man vom Leben in Ghana und vom Projekt „Children’s Village“ erzählt. Schön zu sehen, wie gebannt Menschen mittleren Alters zuhören und nach einem Vortrag, der uns von der Geschichte Ghanas bis zum Children’s Village führte und danach viele fragen stellten. Begonnen hat meine Projektarbeit am 6. August mit der Anwesenheit bei der Vorstandssitzung, dann ging es nach Vordorf, zu einem von Eveline Rammler organisierten Treffen von Unterstützerinnen und Unterstützern aus dem Raum Braunschweig. Dann zurück nach Nordhorn, wo ich zusammen mit Douglas zunächst einen Radiobeitrag bei der Ems-Vechte-Welle spreche, dann bei der Mitgliederversammlung am 3. September über die Fortschritte des Projektes berichte und am Tag danach in Begleitung von Douglas unserer Partnerschule, die Roggenkampschule in Nordhorn besuche und viele viele Fragen beantworte. Es hat Spaß gemacht und ich bin dankbar für all die Unterstützung, die Nkwdaa fie – Ein Haus für Kinder in Ghana e.V. erfährt.
Talk bei der Ems-Vechte-Welle
zu hören hier
Besuch in der Roggenkampschule, der Nordhorner Partnerschule
von Nkwadaa fie – Ein Haus für Kinder in Ghana e.V.
Fragen über Fragen… und alle wurden geduldig beantwortet.
Mitgliederversammlung von Nkwadaa fie – Ein Haus für Kinder in Ghana e.V
Eveline Rammler aus Vordorf lud ein zum
Mitglieder- und Interessenten-Infocafé
zugunsten von Nkwadaa fie…
… und etwa 20 Menschen folgten dem Ruf,
lauschten, schauten, fragten … und engagieren sich