Bushpeople….

Zunächst möchte ich mich für die Verspätung entschuldigen. Es gab die vergangenen Wochen technische Schwierigkeiten mit der Website und deshalb konnte ich nichts einstellen. Hier nun die neuesten Ereignisse (Fotos folgen später).

Irgendwo im Nirgendwo
Seit Kurzem ist das Children’s Village Pächter von zwei Hektar Land (siehe vorheriger Beitrag). Wo farmt es sich am besten? In der Stadt? Nein, auf dem Land. In einem Dorf? Nein, im Busch. Ja, so ist das hier: um an gutes, fruchtbares Land zu kommen, muss man sich erstmal einen Weg mit der Machete durch den Busch schlagen. Rechts und links nichts als teilweise zwei Meter hohes Elefantengras, Gestrüpp, Elefantengras und Gestrüpp. Ca. 30 Minuten Fahrt von Tanoso befindet sich eben dieses Land. Ein bisschen erinnert das Ganze an den Beginn des Children’s Village. Auch dort mussten wir zu Beginn unser Land „Entbuschen“, also mit Macheten das Gras und Gestrüpp zurück schneiden, dann Brandroden und zum Schluss mit Chemikalien besprühen, die das Gras am Weiterwachsen hindern. Während das Gras also am Wachsen und Wuchern gehindert wird, wird auf dem neuen Land bald die erste Maissaat ausgebracht. Und auch der Yam steht schon in den Startlöchern.

Da im Children’s Village gerade nicht so viel zu tun ist, werden die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu Farmarbeitern und so geht es auch an diesem Samstag in aller Frühe auf der Ladefläche des Pritschenwagens auf zum neuen Land. Mit auf der Ladefläche: eine große Wassertonne, Eimer, Spritzwerkeug…und viele viele Menschen. Es ist also wie immer eine Fahrt mit wenig Platz, aber viel Spaß. Zumindest die Straßenverhältnisse sind um ein Vielfaches besser als die auf dem Weg zum Children’s Village.

Der Wagen hält an und irgendwo im Nirgendwo werden am Rand der Straße die Wassertonne abgestellt bevor es weiter in das nahe gelegene Dorf geht, um den Landverwalter abzuholen. Das Dorf liegt JWD (Janz weit draußen). Und das bedeutet für Obruni-Besucher (Obruni werden hier die Weißen genannt): viel „Obruni, obruni!“-Rufe aus Kindermündern, und selbst den Erwachsenen rutscht ein erstauntes „Hey!“ raus. Sobald der Wagen stehen bleibt, kommen aus allen Richtungen neugierige Kinder, die im sicheren Abstand stehen bleiben und uns erstmal begutachten. Nach ein paar Scherzen ist das Eis jedoch gebrochen und die Kids können sogar bald unsere Namen. Nachdem der Landverwalter auch auf der Ladefläche platzgenommen hat, fahren wir weiter, um mit den anstehenden Arbeiten zu beginnen.

Wasser…MARSCH!
Zunächst kehren wir zu unserer hinterlassenen Wassertonne zurück und holen Wasser aus einem nahegelegenen Bach. Die Wassertonne und sämtliche Eimer gut gefüllt, geht es weiter. Um eine Überschwemmung der Ladefläche und eine Verschwendung des mühsam geschöpften Wassers zu vermeiden, kann der Wagen nur seeeeeeeeeehr langsam fahren. Und dennoch schwappt bei so manch einer Bodenwelle eine Menge Wasser aus dem Fass. Der Wagen kann nicht ganz bis an das Farmgelände ranfahren…aber wie weit es tatsächlich ist, wissen wir nicht. Jeder bepackt sich ersteinmal mit allem, was leicht  getragen werden kann und dann geht es wie die village people in einer Reihe auf den schmalen Pfaden zwischen Kakaobäumen, Elefantengras, Ölpalmen und Cassavapflanzen hindurch zu unserem eigentlichen Ziel. Der Weg dauert ca. 15 bis 20 Minuten. Leicht bepackt kein großes Problem, es bleibt sogar noch Zeit, sich die Gegend anzuschauen, die Aussicht von einem der kleinen Hügel zu genießen. Gedanken an den Transport von dem Wasser von einem Fass zu dem anderen verschwendet dort noch niemand.

Nach kurzer Pause geht es zurück zum Wagen und die Arbeit beginnt. Von dem großen Fass wird Wasser in die einzelnen Eimer (je nach Fassungsvermögen 10 bis 20 Liter) geschöpft. Jeder Helfer wird mit einem Tuchring (einem Stück Stoff, dass zu einem Ring gewickelt und auf den Kopf gelegt wird) ausgestattet und bekommt einen Eimer voll Wasser auf eben diesen Ring gestellt. Damit nicht das ganze Wasser direkt auf einem landet, heißt es: Muskelkraft, also den Eimer mit beiden auf dem Kopf Händen festhalten und langsam laufen. Die 15 bis 20 Minuten Weg ziehen sich durch so eine Gangart ganz schön in die Länge, aber auch dann ist irgendwann das Ziel erreicht, das Wasser wird in das aufgestellte Sammelfass gegossen und es kann eine neue Runde gedreht werden. Als die Wasservorräte aufgefüllt sind, gibt es Reis für alle… gegessen wird mit den Händen und für die Feinschmecker gibt es sogar Krebse.


Und was machst du so im Children’s Village?

Im Children’s Village leben zur Zeit sechs Freiwillige, die u.a. die Decken der Küche und Häuser sowie die Türen und Fenster streichen. Außerdem kümmern sie sich um die Versorgung der Tiere und Wässerung der Pflanzen.



Ich mag diese Tage im Busch oder im Children’s Village, denn es sind ruhige Tage. Kein Lärm, keine Autos. Stattdessen nur wir, Lachen, Arbeit und das war’s.

Unter der  Woche widme ich mich den pädagogischen Inhalten des Projektes. So erstelle ich Tagesabläufe, Konzepte für das Zusammenleben im Children’s Village und für die Arbeit in der Vorschule sowie Dekorationsideen für die Zimmer und das Außengelände. Ich recherchiere viel über Leitlinien ähnlicher Projekte , ergänze diese durch unsere eigenen Ideen und so entsteht langsam aber sicher ein guter Rahmen für das Leben im Children’s Village. Außerdem entwerfe ich Workshopeinheiten für die zukünftigen Pflegemütter und erstelle gleichzeitig einen Leitfaden zur Arbeit im Children’s Village. Nicht zu vergessen die Besuche von Kinderheimen und Waisenhäusern sowie die Behördengänge (Social Welfare etc.).

Eines ist bis jetzt sicher: langweilig wird es mir so schnell nicht…

Es grüßt aus Ghana

Lena