v.l.n.r.: eine Lehrerin der Schule, die die Kinder später besuchen werden, Mrs. Boateng, Nana Yaw von LoszuGhana, Mr. Boateng, Douglas von Loszughana, Lena von Nkwadaa fie, der Chief von Old Adwampong, Steven Donkor von Loszughana, ein Sohn und ein Enkel von Mr. Boateng, ein Helfer vom Chief
Mit insgesamt ca. 20 Personen (ein großer Teil davon Freiwillige aus dem Loszughana-Freiwilligen-Programm) habe ich mich am Samstag, dem 5. November auf den Weg zur Besichtigung des Geländes gemacht, auf dem das zukünftige Wohnprojekt für Waisen- und Straßenkinder gebaut wird. Alleine die Fahrt dorthin war bereits ein Abenteuer. Begleitet von heftigem Regenmachten wir uns gegen 8:30 Uhr morgens (geplant war eigentlich 7:30 Uhr, aber das ist Ghana, also afrikanische Zeit) auf den Weg nach Old Adwampong. Zunächst auf zwei TroTros aufgeteilt, ging es das letzte Stück Weg in einem TroTro weiter. Genügend Sitzplätze für alle? Fehlanzeige. Also hieß es: Zusammenrücken. Wetterfeste Reifen? Fehlanzeige. So ließ es sich leider nicht vermeiden, dass den meisten von uns für kurze Zeit das Herz stehen blieb, als das Auto auf der roten, buckligen und vom Regen durchgeweichten Sandpiste ins Rutschen kam. Doch TroTro-Fahrer in Ghana kennen sich bestens aus mit solchen Herausforderungen und so kamen wir schließlich am Ziel an. Natürlich nicht ohne in auf dem Weg liegenden Dörfern die Attraktion schlechthin zu sein. Denn wann sieht man das schon mal? Ein TroTro voller Obrunis (Weiße Menschen. So war es auch nur wenig überraschend, dass sich bei einem kurzen Stopp zum Wasserkauf immer mehr Menschen (vor allem Kinder) um unser TroTro sammelten. Selbst den Erwachsenen blieb der Mund offen stehen. Begleitet von einem mehrstimmigen „Byebye“ ging es dann auch schon weiter Richtung Zieldorf. Auch dort wurden wir bereits erwartet von Mr. Boateng und seiner Familie sowie dem Chief (einem traditionellen Dorfoberhaupt, ohne dessen Genehmigung es schwer bis unmöglich wäre, überhaupt einen einzigen Stein ablegen zu können geschweige denn, ein ganzes Haus zu bauen). Mr. Boateng ist unser erster Ansprechpartner vor Ort. Von ihm haben wir das Land gekauft, er spendet uns drei Bäume zur Bauholzgewinnung und steht uns auch sonst bei jeder Frage mit Rat und Tat zur Seite.
Um auch das offizielle „Okay“ des Chiefs zu bekommen, ist es notwendig, diesem Schnaps und ein wenig Geld zu geben. Den Schnaps verwendet der Chief, um ihn auf dem Boden zu verteilen und mit denjenigen zu trinken, die an dem Aufbau des Wohndorfes beteiligt sind. Erst nach diesem traditionellen Ritual kann die Geländebegehung beginnen. Gefolgt von einer Gruppe neugieriger Kinder und Familienmitglieder von Mr. Boateng geht es über einen regendurchweichten Weg. Diesen verlassen wir jedoch nach kurzer Zeit. Der bequeme Teil der Geländebesichtigung endet nun. Wir sind mitten im Busch. Dort, zwischen hohem Gras, Büschen und Bäumen schlängelt sich ein schmaler Trampelpfad entlang. Die Luftfeuchtigkeit ist hier deutlich höher als in dem Dorf selbst, schnell läuft den ersten der Schweiß den Rücken herunter. Zum Glück trage ich lange Hosen und feste Schuhe, sonst wären meine Beine garantiert am Ende übersät von Kratzern und Ameisenbissen. An einem Punkt bleiben wir stehen, Mr. Boateng weist auf einen Grenzstein. „Ab hier beginnt euer Land“ sagt er. Nun geht es immer tiefer hinein in den Busch, der Trampelpfad ist kaum noch erkennbar, der Weg wird hin und wieder von dem Chief persönlich und anderen Dorfbewohnern mit einer Machete freigeschlagen. Alle 50 Meter ein Grenzstein. Ich habe sie nicht gezählt, aber es sind eine Menge. Das Land ist groß und wenn ich die Augen schließe, kann ich schon fast die ersten Häuser erkennen und die Kinder auf dem Gelände spielen sehen.
Nach einiger Zeit erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt. Unser Ausflug in den Busch wird beendet von Dankesreden und dem motivierenden Versprechen: „Das Projekt beginnt genau jetzt, hier und heute.“ Damit das kein leeres Versprechen bleibt, werden kurz darauf Nägel mit Köpfen gemacht. Mr. Boateng zeigt uns die drei Bäume, die wir zur Gewinnung von Baumaterial fällen und weiterverarbeiten dürfen.
Die Freiwilligen haben nun eine Auszeit, ich treffe mich mit dem Chief, Mr. Boateng sowie den Vertretern von Loszughana Douglas, Nana Yaw und Steven. Gemeinsam besprechen wir nun das weitere Vorgehen und einigen uns auf folgende Punkte:
– Dienstag, den 9.11.2010 kommt Mr. Boateng in die Stadt und trifft sich dort mit Douglas und Nana Yaw. Gemeinsam werden sie eine Maschine kaufen, mit der Steine hergestellt werden. Die Maschine nimmt Mr. Boateng mit in das Dorf und nachdem ein Großteil des Landes befreit ist von Gras und Büschen, wird mit der Produktion der Steine begonnen.
– Fast zeitgleich – sobald sicher ist, dass es nicht mehr jeden Tag regnet – werden die drei Bäume gefällt und für die Lagerung vorbereitet.
Die Arbeiten werden überwiegend von den Dorfbewohnern übernommen, denn es geht dem Projekt auch darum, die lokale Bevölkerung zu stärken und in das Projekt einzubinden. Denn nur so ist sichergestellt, dass sie sich dem Projekt verbunden fühlen und die in Zukunft dort untergebrachten Kinder unbeschwert leben können.
Auch die Freiwilligen, die an der „Expedition“ teilgenommen haben, bieten ihre Unterstützung an und werden das ein oder andere Wochenende mit Macheten Gras schneiden und Büsche entfernen. Ich selbst werde natürlich auch das ein oder andere Mal dabei sein und euch dann weiteres berichten.
Wir haben einen kleinen Film gedreht, der euch in Küre zur Verfügung stehen wird. Dann seid ihr – wenn auch nicht live – trotzdem mittendrin.
Alles Gute und ich freue mich über Rückmeldungen, Fragen und und und.