Seit zwei Wochen bin ich wieder in Deutschland. Dieses Mal für sieben Wochen. Sozusagen Winter und Weihnachten tanken. Und die Zeit nutzen, um euch, liebe Leserinnen und Leserr auf den neuesten Stand zu bringen, was im Children’s Village und in der Old Adwampong Community School vor sich geht und gegangen ist.
Mittlerweile sind mehr als drei Monate vergangen, seit die ersten fünf Kinder und die ersten drei Pflegemütter sowie ich als pädagogische Leitung im Children’s Village eingezogen sind. Leider mussten wir uns in der Zwischenzeit von einer Pflegemutter trennen und „ihre“ Kinder auf die verbleibenden Mamas verteilen (siehe letzter Beitrag). Die Entscheidung hat sich als richtig und positiv für die Kinder erwiesen.
Aber wer lebt denn nun genau im Village? Es ist an der Zeit, die kleinen und großen Bewohner ein bisschen näher vorzustellen.
Beginnen möchte ich mit den BewohnerInnen des gelben Hauses.
Dort lebt Rosina (38 Jahre alt) mit Ebenezer und Maame Yaa. Die beiden feierten Ende November ihren 5. Geburtstag. Dazu auch aus der Ferne noch mal: „Happy birthday and may God richly bless your lives“. Rosina ist unsere Köchin und sorgt dafür, dass wir drei Mal am Tag ganz unterschiedliche Gaumenfreuden genießen können. Es liegt außerdem in ihrer Verantwortung, den Wocheneinkauf auf dem Zentralmarkt zu bewerkstelligen. Rosina fährt jeden Montag unbepackt zum Markt und kommt mit Hilfe von Taxis bepackt mit Taschen und Tüten zurück ins Village.
Sie ist eine ganz wunderbare, warmherzige Pflegemama für Maame Yaa und Ebenezer. Mit viel Geduld und Ausdauer sorgt sie für die beiden und gibt ihnen durch klare Strukturen und Regeln den notwendigen Halt.
Meine Beobachtungen zeigen, dass sowohl Maame Yaa und auch Ebenezer von den festen Regeln und Strukturen im Children’s Village profitieren. Sie werden ruhiger, selbstbewusster, offener und mutiger. So hat Maame Yaa beispielsweise kurz vor meiner Abreise selbst den Schritt getan, mir von einem kleinen Unfall zu berichten, bei dem sie sich (nicht wirklich sichtbar) die Hand aufgeschürft hat. Zuvor hätte sie einfach dagestanden und hysterisch geweint, aber nun kam sie selbstständig zu mir und suchte nach Trost. Und Ebenezer sucht in Konfliktsituationen häufiger die Unterstützung der Erwachsenen, die ihm (wenn notwendig) zur Hilfe kommen.
Im blauen Haus leben Janet (28 Jahre), Isaac (8Jahre), Maabena (7 Jahre) und Douglas (5 Jahre).
Janet ist nicht nur Pflegemutter sondern auch Lehrerin an der Old Adwampong Community School sowie meine Assistentin und während meiner Abwesenheit Stellvertreterin. Sie kümmert sich mit viel Geduld und Einsatz um ihre drei Kinder. Isaac ist mit seinen acht Jahren das älteste Kind im Children’s Village und für die Jüngeren (besonders für Maame Yaa) der große Bruder. Es ist schön, zu sehen, wie er sich einerseits um die anderen kümmert und andererseits mehr aus sich herausgeht und Kind wird. Er liebt sein Fahrrad und hat seit seinem Einzug gelernt, zu fahren. Außerdem entwickelt er ein wahres Tanz- und Schauspeiltalent, wie er uns beim Kulturfest Anfang November in der Schule beweisen konnte. Sein jüngerer Bruder Douglas musste sich in der Fünfer-Kindergruppe ersteinmal mit dem gleichaltrigen Ebenezer arrangieren, was zu teilweise erbitterten Kämpfen um Fahrräder, Fußbälle und Aufmerksamkeit führte. Doch mittlerweile hat auch Douglas seinen Platz in der Gruppe gefunden, lässt uns abwechselnd lachen und schreien und beginnt fast jeden neuen Tag mit Liedern oder aktuell Weihnachtsgedichten.
Maabena hat in Janet eine sehr gute Mama gefunden, die ihr mit ruhiger Konsequenz dringende Grenzen aufzeigt. Zunächst hat sie den Kindergarten besucht (für die 4- bis 6-jährigen Kinder). Schnell mussten wir jedoch feststellen, dass sie dort überfordert ist und besondere Unterstützung benötigt. Wir haben uns für sie ein individuelles Lernkonzept erarbeitet. Nun besucht sie mit den 1,5- bis 4-jährigen die Nursery, hilft den jüngeren Kindern beim Händewaschen und –abtrocknen, beim Aufräumen und bekommt zudem die Anfänge des Alphabets und der Zahlen 1 bis 10 vermittelt, soweit es geht. Maabena liebt es, zu malen, zu „kochen“, Seil zu springen und zu tanzen. Nach meiner Rückkehr wird sie nicht wie die anderen Kinder bis zum Nachmittag in der Schule bleiben, sondern nach dem Mittagessen von mir abgeholt werden und Einzelförderung in social und life skills sowie niedrigschwelliges Lernen (Farben, Formen, Bilder, Buchstaben etc.) erhalten.
Alles in allem haben sich unsere Kinder (und auch die Mamas) seit ihrem Einzug toll entwickelt. Die Kinder sind zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen, sind mittlerweile in der Lage, selbstständig kleinere Konflikte zu lösen (und bei größeren Streitigkeiten Hilfe zu holen) und unterstützen sich gegenseitig. Natürlich läuft nicht immer alles glatt, aber in welcher Großfamilie (und das sind wir ja irgendwie) läuft das schon immer so?
Durch gute Vorbereitung und die enge Zusammenarbeit mit Janet im Children’s Village und Mr. Harry in der Schule (er ist jetzt der offizielle headteacher) ist es mir leichter gefallen, für sieben Wochen auszusteigen. Ich habe durch die Art der Zusammenarbeit sowie die Sicherstellung größtmöglichster Partizipation der Erwachsenen bereits im Vorfeld sehen können, dass (teilweise noch unter Anleitung) meine MitarbeiterInnen Verantwortung übernehmen können und wollen und dieser gerecht werden.
So bin ich mir ebenso sicher, dass die Weihnachtsfeier in der Schule ebenso ein Erfolg sein wird wie das Kulturfest und auch das erste Weihnachtsfest im Children’s Village unvergesslich werden wird. Vielleicht sollte ich schnell einen Flug zurück buchen… nur so für die Weihnachtstage…