Ein häuslicher Sonnenaufgang
Mit den Farben ist das hier in Ghana so eine Sache. Viele Menschen, die das Land schon einmal besucht haben, erzählen nach ihrer Rückkehr, Ghana sei ein sehr buntes Land. Das stimmt, die Menschen hier lieben Farben und Muster vor allem auf ihrer Kleidung. Stellt man sich Deutschland bei einem wirklich guten Sommer vor und multipliziert das mit zehn, dann bekommt man ungefähr eine Idee davon, wie bunt Ghana eigentlich ist. Da gibt es die möglichsten und unmöglichsten Farb- und Musterkombinationen, pink geht Hand in Hand mit Orange, gestreift wird mit kariert getragen, geblühmte Röcke mit gepunkteten T-Shirts.
Ähnlich sieht es hier bei vielen Häusern aus. Die Farben sind meist grell und leuchtend…sowohl innen als auch außen. So lebe ich z.B. in einem Granny-Smith-grünen Zimmer, andere in einem Meer von Blau und wieder andere haben leuchtendes Pink als Wandfarbe gewählt. Eineige Häuser strahlen mit gelben Außenwänden und mit pinken Veranden. Türkisgrün wird kombiniert mit rot und so weiter und so fort.
Nun stehen wir im Children’s Village auch vor den Farbentscheidungen. Da wir uns entschlossen haben, Haus Nr. 5 als Modellhaus komplett fertig zu stellen, schließt das Farbe mit ein. Doch für wlche sollen wir unsnetscheiden? In einem eigens für diese Frage einberaumten Meeting haben wir uns auf ein Konzept geeinigt: jedes Haus erhält eine andere Farbe. Diese Idee kam bereits bei der Planung der Häuser ins Spiel und wurde nun festgelegt. Jedoch sollen der Innen- und der Außenbereich der Häuser in zwei verschiedenen Farbnuancen gestrichen. Zum Innenbereich zählen neben dem Wohn- und Schlafraum auch die Toilette, der Duschraum, der Stauraum sowie der Flur und die Innenseiten der Veranda. Den Außenbereich bilden die Außenwände, die Verandasäulen sowie die an die Veranda grenzende Wand des Wohn- und Schlafraumes. Nun also die Frage, welche Farbe die erste sein soll. Wie soll Modellhaus „Haus Nr. 5“ erstrahlen? Die Entscheidung haben uns die bereits verlegten gelb-rot-orangen gemusterten Bodenfliesen der Dusche und der Toilette abgenommen. So wird es also eine Kombination aus hellem Orange und hellem Gelb. Um dem Maler die Sache zu vereinfachen, haben wir die Bereiche in den entsprechenden Farben markiert und hoffen nun, dass der Pinselmeister die Markierungen richtig liest. Für die anderen Häuse heißt das nun, Fliesen und Farben passend auswählen. Sicher ist eins: es wird ein buntes Kinderdorf, so vielfältig wie die Kinder die dort leben und die Mitarbeiter die für die sorgen werden.
Gefliest und santitäert
Inzwischen sind sowohl der Wohn- und Schlafraum als auch die Toilette und der Duschraum komplett gefliest, die Toilette, das Waschbecken und die Dusche sind installiert, die Decken verkleidet. Es fehlt noch die Verlegung der Fliesen auf de Veranda und im Flur sowie das Befestigen der Lamellenfenster und das Einhängen der Türen.
Einmal rundherum um’s Haus herum
Damit der Maler auch wirklich jeden Winkel von Haus Nr. 5 erwischt und damit die Schreiner endlich die Deckenverkleidung an den Dachüberständen abschließen können, haben Letztere in Rekordgeschwindigkeit ein Gerüst zusammengezimmert. Ich hoffe, dass sich das wieder ab- und aufbauen lässt, denn es gibt noch vier weitere Häuser und die Küche, die auf Deckenverkleidung und Anstrich warten.
Ein letztes Mal die Schaufel schwingen
Auch das Manhole ist fertiggestellt. Ein paar letzte Handgriffe wie z.B. das Füllen der Spalten zwischen Manhole und umgebendem Erdreich war uns überlassen und wurde mit vereinten Kräften beendet. Endgültig fertig gestellt und in Betrieb genommen werden kann es allerdings noch nicht. Doch wir hoffen, dass sich auch das in den kommenden Monaten ändert. Eine Frage blieb jedoch unbeantwortet: Wieso ist der Sand so rot?
Mensch vs. Müll vs. Vogel vs. Küken
Eine vergleichsweise kleine, aber dennoch sehr lästige und unnötige Herausforderung ist die Entsorgung des im Children’s Village anfallenden Mülls. Den größten Müllberg produzieren die vielen Wassertütchen, die dort getrunken werden. Doch auch schwarze Plasitktüten, Keks- und Kaffeepackungen sowie alte Kleidung, auseinandergefallene Schuhe etc. lassen den Müllberg wachsen. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf das Children‘s Village sondern auf ganz Ghana. Ob in der Stadt oder auf dem Land, Wassertüten und schwarze Plastiktüten findet man überall am Straßenrand, in den Abflussgräben, auf freien Flächen. Und mitten drin grasen Schafe, picken Hühner, spielen Kinder. Im Children’s Village haben wir nun ein Schild sowie eine Müllschubkarre und einen eigens zusammengezimmerten Mülleimer. Wir werden sehen, ob und wie lange das funktioniert. Denn da werden selbst Erwachsene zu Kindern, denen man beibringen muss, den Müll nicht einfach dort fallen zu lassen, wo man steht. An der Verbreitung des Mülls sind einige tierische Wesen nicht ganz unschuldig. Es gibt hier in Ghana Vögel, die aussehen wie Elstern, aber viel größer sind, so wie Raben und von den Bewohnern Krähen genannt werden. Nenne ich sie also auch Krähen. Diese Vögel haben es sich zur Spezialität gemacht, Müll auf der Suche nach Futter auseinanderzunehmen. Die Krähen sind dazu Raubvögel, die es im Children’s Village auf die Küken abgesehen haben. Die Müllverteilung ist also in diesem Fall eher das kleinere, wenn auch stets lästige Übel. Was also tun um die Krähen vom Küken stehlen und fressen abzuhalten? Die altmodischen Vogelscheuchen scheinen in diesem Fall nicht zu funktionieren. So mussten wir zu härteren Maßnahmen greifen. Mit einer Steinschleuder wurden zwei Krähen abgeschossen, jeweils an das Ende eines langen Holzmastens genagelt und diese dann aufgestellt. Nicht wirklich sehr tierfreundlich, aber andere Mittel haben versagt. Man möge uns verzeihen.
Besucher…eine gerne gesehene Spezies
Das Children‘s Village freut sich immer wieder über Besucher. Seien es Freiwillige, die mit anderen Organisationen als LoszuGhana in Ghana sind, Familienangehörige von Freiwilligen oder Mitglieder anderer Organisationen. Zu Letzteren gehören Rüdiger Gailing und zwei Kolleginnen, die für zwei bzw. drei Wochen verschiedenen Projekte in Ghana besuchen. Rüdiger ist Gründer des Vereins „Ananse – support for people with special needs e.V.“. Dieser unterstützt in Ghana u.a. das Projekt „Peace of Christ Community“ in Nkoranza sowie ein Ausbildungszentrum für Erwachsene mit Behinderung in Wenchi. Beide Orte befinden sich ca. zwei bis drei Stunden Fahrtzeit nördlich von Kumasi. Durch „Ananse – support for people with special needs e.V.“ habe ich meinen ersten Kontakt nach Ghana bekommen und in der „Peace of Christ Community“ im Jahr 2007 ein sechsmonatiges Praktikum absolviert. Auf ihrem Weg nach Wenchi bzw. Nkoranza haben Rüdiger und seine beiden Kolleginnen also auch einen Abstecher nach Old Adwampong zum Children’s Village gemacht. Willkommen und schön, dass ihr da wart!
Es grüßt aus Ghana
Lena Schoemaker