Statt Fisch mit Oel gibt es erstmal nur Fisch
Bevor ich mit meiner Samstagsgeschichte beginne, muss ich etwas berichtigen. Statt wie am 10. April 2012 berichtet nun stolze Besitzer einer Fisch- und einer Oelfarm zu sein, koennen wir uns nur Fischfarmer nennen. Leider ging uns bei Erwerb der Oelfarm das Geld aus und der Besitzer wollte es uns dann doch nicht fuer null komma null Cedis ueberlassen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im Geiste sind wir Oelplantagenbesitzer und sobald genuegend finanzielle Mittel vorhanden sind, werden wir es auch real sein. Denn die Oelplantage gehoert dem ehemaligen Besitzer unserer Fischteiche. Und er will nur an uns verkaufen….
Nun aber die obligatorische Samstagsgeschichte.
Samstage sind Tage fuer das Sams und Tage fuer das Children’s Village. Ausschlafen ist an solchen Tagen nicht moeglich, statt dessen geht es auch an diesem Samstag in aller Fruehe mit mehr als zehn Personen nach Old Adwampong. Fuer heute haben wir uns wieder eine Menge vorgenommen. Unter der Woche faehrt Douglas mit den verfuegbaren Helferinnen und Helfern ins Children’s Village um an verschiedenen Stationen zu arbeiten. So haben die maennlichen freiwilligen Helfer begonnen, einen fuenften Fischteich auszuheben. Gelernt haben sie von den Fischteichexperten aus Sunyani. Unter riesigen Bambusbueschen werden in Zukunft weitere Hunderte Tilapiabarsche schwimmen und wachsen.
Neuigkeiten aus dem Gemuesebeet
Ausserdem spriessen ueberall dank flessiger Haende zahlreiche Maispflaenzchen. Als besonderes Extra bekommen sie dann und wann eine handvoll getrockneten Huehnermist, der mit dem Regen ins Erdreich sickert und den Maispflanzen einen Wachstumsschub verpasst. Soweit ich es beurteilen kann, funktioniert das sehr gut. Ausserdem beginnen seit ein paar Tagen unsere ersten Yamwurzeln unter der Erde zu wachsen. Zam ist neben Cassava und Cocoyam eines der Grundnahrungsmittel in Ghana und wird bevorzugt gekocht und als so genanntes Ampesie mit verschiedenen Beilagen serviert. Z.B. mit einer Art Spinat oder Aubergineartigen Gardeneggs mit Tomaten gemischt. Sehr lecker! In deutschland ist Yam unter dem Namen Maniok erhaeltlich. Eine gute Alternative zu Kartoffeln.
Unsere wilde Maisfarm. Ueberall, wo Platz ist,
wird Mais gepflanzt. Beschwert hat sich dieser
bis jetzt noch nicht.
Ja, in meiner Hand halte ich eine Tuete voll
getrocknetem Huehnermist. Alles fuer das
Maiswachstum…
Seit diesem Samstag versuchen wir uns auch wieder an Tomaten. Unser Gartenexperte Othinjel hat zwei Beete fuer Tomatenpflaenzchen angelegt und nun hoffen wir, dass die meisten etwas werden. Auch die Wassermelonen wachsen vor sich hin. Othinjel wird auch in Zukunft unser Gartenexperte sein. Er kommt aus einem Dorf in der Brong-Ahafo-Region und hat seine Ausbildung zum ICT-Fachmann durch Arbeit auf seiner eigenen Farm finanziert. Fuer uns also der richtige Mann.
Die irrste Jagd des Jahres
Das Beste an diesem Samstag war aber sicherlich die unglaubliche Jagd nach noch mehr Catfish. Gleich neben unseren Fischteichen befindet sich ein durch Regenwasser entstandener natuerlicher Teich. Einer unserer gekauften Catfish ist bei dem Transport vom Auto in den eigentlichen Fischteich aus dem Eimer entwischt und hat es sich fuer ein paar Tage in eben diesem Regenwasserteich gemuetlich gemacht. Aber Fisch bedeutet Geld und so war der Plan fuer diesen Samstag klar: nachdem alle unsere Fischteiche mit frischem Wasser versorgt und die Fische gefuettert waren, wurde die Pumpe zu dem Regenwasserteich getragen und angeworfen. Das Ziel: Findet den entwischten Fisch. Wir fanden nicht nur den entwischten sondern noch geschaetzte 20 bis 30 weitere Catfish in verschiedenen Groessen. Diese zu Fangen war wirklich nicht leicht. Das Wasser aus dem Regenwasserteich gepumpt blieb nur eine fast knietiefe Schicht allerschoenster Matsch. In diesem versuchten sie die Catfish zu verstecken. Und statt zu warten, bis sie gefunden werden, gehen sie zum Angriff uber und beissen ihre Jaeger. Und so sah man immer wieder rennende, huepfende und fast ausrutschende Fischjaeger. Neben den Fischen wurden sie ebenfall von den im Regenwasserteich lebenden Froeschen attackiert. Aber wer kann den Froeschen schon einen Vorwurf machen? Schliesslich haben wir ihr Wohnzimmer trockengelegt.
Ein wirklich beeindruckender Fisch, dieses Catfishexemplar.
Bloed nur, dass sich gerade so einer aus dem Staub gemacht hat.
Der Regenwasserteich, in dem sich der Aussreisser versteckt.
Noch ahnen die dort lebenden Catfish und Froesche nicht,
dass sie gleich homeless sind.
Mitten bei der Jagd. Die Pumpe leistet gute Arbeit
und hat fast das ganze Wasser abgepumpt.
Zurueck bleibt eine knietiefe lehmartige Schlammasse.
Stolze Fischjaeger.
In den Matsch gefallen ist zum Glueck niemand.
Zwischenergebnis der Jagd
Und auch aus dem nahegelegenem Flusslauf
wollen einige Mudfish in unsere Fischteiche ziehen.
Mr. Boateng traegt dieses Exemplar gerade in sein neues Zuhause.
Zweimal taeglich Applaus, bitte
Die in unseren Fischteichen lebenden Tilapiabarsche und Catfish sind sogar bereits trainiert. Stellt man sich zur Fuetterungszeit an den Teichrand und klatscht immer wieder in die Haende (wie eine Art Schlussapplaus nach einem besonders guten Konzert oder Theaterstueck), kommen die Fische an die Wasseroberflaeche und warten auf ihr Futter. Jeder Teich erhaelt zweimal taeglich eine grosse Tasse voll Fischfutter. Das Fuettern von Fischen habe ich gestern uebernommen…aber das Fangen lieber den anderen. Fische und ich…ich weiss nicht, ob wir gute Freunde werden.
Es gruesst aus Ghana
Lena Schoemaker
P.S.: Die erste Phase des Stromprojektes ist in greifbarar Naehe. In wenigen Tagen wird mit der Vermessung beonnen, nach der dann entschieden wird, wie viele Hochspannungsmasten wir anschaffen und aufstellen muessen.