Lieber Leserin, lieber Leser,
2011 –New year, new beginning. So lautet hier in Ghana das am meisten benutze Motto zur gegenseitigen Motivation. Für Nkwadaa fie e.V. und die ghanaische Nicht-Regierungsorganisation Loszughana lautet das Motto: 2011 – Volle Kraft voraus! Im letzten Bericht waren wir schon in der Weihnachtspause… doch bei den Arbeitern auf dem Projektgelände und auch bei uns Projektorganisatoren von wirklichen Ferien keine Spur. Selbst zwischen den Feiertagen wurde auf dem Gelände geklotzt und nicht gekleckert. Es wurde weiter Busch beseitigt, gerodet, Steine hergestellt etc. Im Hintergrund sorgten wir, die Projektorganisatoren dafür, dass der Cedis rollt und die Arbeit immer im Fluss ist.
Mit dem Jahreswechsel fiel auch der Startschuss für die zweite Phase des Projektes. Von Phase eins, der Planung, Organisation und Materialanschaffung geht es nun in Phase zwei: die Umsetzung der Pläne. Bereits in den ersten Januartagen wurde wie im Organisationsteam einstimmig beschlossen, ein Mini-LKW gemietet, um die notwendigen Sand- und Kiesmengen für die ersten fünf Häuser vom Sandland auf das eigentliche Projektgelände zu bringen. Außerdem wurde das Land weiter von Busch befreit und gerodet.
In unserem Projektbüro (dem Loszughana-Office in Tanoso/Kumasi) brüteten wir währenddessen über verschiedenen Bauvorschlägen. Bereits im vergangenen Jahr haben ein ghanaischer Architekt sowie ein Architekturstudent aus Deutschland Vorschläge für ein Wohnhaus bzw. mehrere Wohneinheiten gemacht. Jedes Haus soll nach unseren Vorstellungen einen großen Wohn- und Schlafraum erhalten, eine Toilette, einen Duschraum, einen Flur und eine Veranda. Nach Vorlage der ersten Pläne haben wir beschlossen, dass wir jedes Haus um einen Stauraum erweitern wollen. Außerdem soll ein eigener Bereich für Jugendliche entstehen, eine Art betreutes Wohnen. Dabei teilen sich drei Mädchen oder drei jeweils ein Zimmer. Eine Betreuerin oder ein Betreuer leben in einem eigenen Raum neben den Jugendzimmern und sind jeweils für sechs Jugendliche verantwortlich. In den Familienhäusern leben bis zu drei Kinder unterschiedlichen Alters zusammen mit einer Pflegemutter oder einem Pflegevater zusammen. Sie bilden so eine Art Pflegefamilie. Parallel zu den Bauplänen entstand auch ein detaillierter Plan des Projektgeländes inklusive Höhen und Tiefen, Zugängen zur nächsten Straße etc. Da erst durch die Rodung des Landes dessen Struktur sichtbar wurde, konnten wir auch erste dann genauer planen, wo Häuser stehen, wo ein Brunnen für die Wasserversorgung gebaut werden, wo zukünftige Freizeit- und Bildungsangebote sowie die Verwaltung einen Platz finden sollen.
Erst dann konnten wir entscheiden, welche Bäume weichen müssen. So begonnen die von uns angestellten Arbeiter mit der Entfernung der vielzähligen Ölpalmen, mit der Beseitigung der riesigen Termitenburgen (Pestiziden sei dank!) und der Ausgrabung der vielen bei der Rodung übriggebliebenen Wurzeln.
Kontakte bedeuten auch in Ghana alles. Und so nutzten wir bereits vorhandene Kontakte zu Bauunternehmern, Maurern, Brunnengräbern etc. Werden die Rodung, die Steine und die Anschaffung von Sand und Kies direkt von Leuten aus dem Dorf übernommen, haben wir uns entschlossen, für die anderen Aufgaben Leute zu beschäftigen, die uns bekannt sind und deren Arbeit wir kennen. So machte sich vor ein paar Tagen eine kleine Gruppe Arbeiter (zwei Brunnengräber, ein Bauunternehmer und ein Maurer) auf den Weg von Nkoranza nach Old Adwampong. Brunnenengräber gibt es in der Gegend in Kumasi anscheinend nicht besonders häufig, deshalb haben wir zwei Gräber aus Nkoranza angeheuert. Der von uns ausgewählte Bauunternehmer und Maurer hat in Nkoranza u.a. die Peace of Christ Community gebaut (das projekt, da smich zum ersten Mal nach Ghana führte).
Direkt nach der Ankunft haben die Arbeiter mit ihren Aufgaben begonnen. Ich konnte nicht glauben, dass zwei Männer einen Brunnen von mindestens 20 Metern Tiefe graben können… und das von Hand. Aber sie können! Und wie! Zwischen den beiden Bildern liegen gerade mal drei Tage. Und das alles von Hand.
Auch mit dem Bau des ersten Hauses geht es gut voran. Das Fundament steht und muss jetzt durchtrocknen. Ab Mittwoch dem 19. oder Donnerstag dem 20. Januar soll mit den Mauern begonnen werden. Insgesamt haben der Bauunternehmer und der Maurer acht Wochen für die Maurerarbeiten. Dann kommen die Dachdecker, die Elektriker und die Klempner. Das erste Haus wird zunächst einmal als Stauraum für die Materialien genutzt und später in Wohnhaus umgewandelt werden. Eine zentrale Aufgabe der freiwilligen WochenendehelferInnen ist momentan der Transport der Steine zu dem Bauplatz. Noch befinden sich die Steine an verschiedenen Stellen auf dem Projektgelände und müssen nun an den Bauplatz des ersten Hauses gebracht werden. Und wie macht man das am besten? Klar, man trägt die 15 bis 20 Kilo Steine auf dem Kopf. Das bedeutet Kopfschmerzen und müde Beine. Aber von nichts kommt nichts und jede Hilfe ist momentan notwendig. Allerdings war schon ein deutlicher Unterschied zwischen den ghanaischen Helfern und den europäischen HelferInnen zu sehen. Wir sind es einfach nicht gewohnt, schwere Dinge auf unserem Kopf zu tragen. Aber vielleicht können wir am Ende des Projektes ohne Schmerzen einen oder sogar zwei Steine tragen und dann irgendwann die großen Wasserschüsseln…
Hier seht ihr mich übrigens im ersten Haus. Im Bild links seht ihr die Veranda, rechts im Bild den Stauraum. Quasi weiter vorne im Bild (nicht sichtbar) der Wohnraum und der Sanitärbereich. Im Hintergrund: Kopfschmerzen bereitende Steine, alle von uns getragen.
Bis zum nächsten Mal!